Finanzierungsoptionen für KMUs beim nachhaltigen Supply Chain Management
Das SIPPO Import Promotion Forum fand bereits zum fünften Male statt. Sieben namhafte Referenten äusserten sich zum sehr aktuellen Thema, wie KMU sozial- und ökologisch nachhaltige Lieferketten aufbauen und dafür angepasste Finanzierungslösungen finden können.
Eingeführt durch den umsichtigen Moderator Thomas Streiff von BHP – Brugger und Partner wiesen Clément Graf, Head of Programme von SIPPO und Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, die den Anlass mitorganisierte, auf die Dringlichkeit des Themas hin.
Denn für die Finanzierung nachhaltiger Lieferketten stehen zwar etablierte Finanzierungsformen zur Verfügung, die aber meistens nicht für kleine KMU geschaffen sind. Das Forum gab einen Einblick in alternative Finanzierungslösungen und beleuchtete die Optionen aus verschiedenen Blickwinkeln.
Mit Peter M. Bachmann kam zunächst ein absoluter Praktiker zu Wort, der als Verwaltungsratspräsident und Besitzer von Pro Fair Trade AG aus wirtschaftlich und strukturschwachen Ländern hochwertige pflanzliche Öle und Fette importiert. Diese werden zum Teil auf eigenen Plantagen produziert und können über den ganzen Wertschöpfungsprozess digital rückverfolgt werden. Pro Fair Trade unterstützt verschiedene soziale Projekte und finanziert die Einführung nachhaltiger Produktionspraktiken sowie deren Zertifizierungen in den Anbauländern. Peter Bachmann räumte aber ein, dass ihm Unterstützung unter anderem über Ernteversicherungen oder über die Finanzierung neuer Anlagen zur Erfüllung hoher Zertifizierungsstandards sehr helfen könnte, nicht zuletzt auch, um dadurch langfristig ausgerichtete Programme für die Weiterbildung seiner Arbeitskräfte und Grundschulung deren Kinder weiterführen zu können.
Tanja Havermann, Co-Gründerin von Clarmondial, einem Investitionsberatungsunternehmen, das sich auf die Mobilisierung von zusätzlichem Kapital für Projekte zum Schutz der Umwelt und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt konzentriert, wies auf aktuelle Herausforderungen in globalen Wertschöpfungsketten hin. Diese werden durch kurzfristige Probleme wie hohe Rohstoffpreise und Inflation, Logistik sowie Veränderungen im Kundenverhalten und in der Regulierung verursacht. Aus ihrer Sicht geht das Wohlergehen der Menschen vor Ort, einschliesslich der Landwirte und Arbeitnehmer, Hand in Hand mit der ökologischen Nachhaltigkeit, wenn es um eine nachhaltige Produktion geht.
Um die Risiken und Chancen zu bewältigen, die sich aus den Veränderungen in den globalen Wertschöpfungsketten ergeben, benötigen KMU jedoch häufig Zugang zu mehr und anderen Finanzierungslösungen. Sie sprach von Zuschussfinanzierung für die Einführung technischer Lösungen, kommerzieller Finanzierung und auch von Möglichkeiten zur Kombination verschiedener Finanzierungsformen (Blended Finance) in Form von Fonds mit der Beteiligung verschiedener Arten von Investoren einschliesslich Entwicklungsagenturen, um zusätzliches privates Kapital anzuziehen. Sie verwies auch auf die Rolle grösserer Unternehmen, die ihre Zulieferer beim Zugang zu zusätzlicher Finanzierung unterstützen können. Dies ermöglicht oft günstigere Finanzierungsbedingungen, die eine nachhaltige Beschaffung unterstützen können.
Direkt aus Südafrika wurden für eine Panel-Präsentation zugeschaltet Marianna Papadopoulos, Senior Specialist Capital Raising and Syndication und Kgampi Jack Bapela, Head Agro-Processing and Agriculture, beide bei der Industrial Development Corporation (IDC), sowie Will Coetsee, Mitgründer und Managing Director von Botanica Natural Products, einem Social Enterprise, dass sich auf die naturnahe Gewinnung von Pflanzenextrakten und Ölen konzentriert.
Will Coetsee führte aus, wie wichtig eine offene transparente Kommunikation zwischen KMU und potentiellen Geldgebern sei, damit man auch bei aufkommenden Schwierigkeiten auf derselben Ebene diskutiere. Insbesondere wichtig sei dabei, dass Erwartungen realistisch gemanagt würden. Finanzielle Starthilfe bekam er vom holländischen Staat. Das erleichterte später die weitere Finanzierung.
Marianna Papadopoulos wies auf die Bedeutung von Katalysatoren hin. Diese könnten im Hintergrund Risikoversicherungen gewährleisten, wie zum Beispiel die Export Credit Insurance Corporation (ECIC), oder als «Aggregatoren» die Bedürfnisse mehrerer KMU gemeinsam aufnehmen und sie zu Lösungen führen. So könnten die Aggregatoren gewisse Risiken selber tragen oder an geeignete Organisationen weitergeben. Organisationen wie die IDC, bestätigte Kgampi Jack Bapela, strukturieren Geldflüsse, bieten aber auch Beratungen zum Beispiel in Marketing oder Finanzierungen an, in denen Produzenten weniger Erfahrung haben.
Susanne Grossmann, Co-Head des SECO Start-up Fund, der Darlehen für Start-ups in Entwicklungs- und Transitionsländern vergibt, betonte die hohe Erfolgsquote von 70% der Start-ups, die Darlehen zwischen 70’000 bis maximal 500'000 Schweizer Franken erhalten und diese in der Regel innert 7 Jahren zurückzahlen. Während der Fond keine Management-Unterstützung bietet, wird die Einhaltung der Standards, unter denen die Darlehen gewährt werden, alle zwei Jahre überprüft.
Monika Rubiolo, Leiterin Handelsförderung beim SECO fasste zusammen, dass sich nach der Pandemie die Finanzierungsprobleme teilweise verschärft haben, und dass das SECO deshalb das Investitionsklima für KMU sehr aufmerksam im Auge behält. Wie die Beispiele in Südafrika zeigten, sei die subsidiäre Unterstützung von Unternehmen durchaus erfolgreich. SECO engagiert sich in diesem Bereich, unter anderem auch mit neuen Initiativen zur Stärkung des Modells der Mischfinanzierung durch private und öffentliche Gelder. Bei der Unterstützung von Lieferketten lege SECO ein starkes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit, sei es durch die Umsetzung von Standards, Compliance oder über andere Methoden.
Das ganze Video des Events: